Arnolds Tagebucheintrag: Teil 1.

 

Ich starte am 21.10.2018 um 5.25 Uhr meine Reise. Pina bringt mich und mein Gepäck zum Bahnhof Rottweil. Um es kurz zu erwähnen, ich habe gestern meinen 58sten Geburtstag, mit meinen Geschwistern und den Geschwistern von Pina, gefeiert. Am Abend zuvor hatten ich und ein paar Freunde einen Pokerabend. Die sind immer sehr unterhaltsam und der Wein floss in Mengen. Und so war das Aufstehen am Reisetag doch etwas anstrengend. Trotz dichtem Nebel, sind wir um 6 Uhr in Rottweil angekommen und haben dann gemeinsam am Bahnsteig unsere erste Zigarette des Tages geraucht. Der Zug steht schon da, es schien so als ob er auf mich wartete. Pina verabschiedet sich mit einer innigen Umarmung und einem Kuss. Und meint lachend, ich solle doch wiederkommen. Ich sagte, „Na mal sehen, vielleicht fahre ich weiter nach Kap Verden oder mit in die Karibik“ und lachte dabei schelmisch. Die Fahrt geht planmäßig mit Umstieg in Böblingen und Stuttgart – Rohr direkt zum Flughafen. Ich orientiere mich kurz auf der Infotafel und finde den Gepäckschalter ganz easy. Zu meinem Erstaunen steht niemand an. Normalerweise stauen sich ja immer Schlangen von Menschen an den Schaltern. Eine, freundlich lächelnde, junge Dame nimmt mich in Empfang. Im Nu ist mein Gepäck aufgegeben. Habe mich dann noch kurz in einen Biergarten mitten im Flughafen gesetzt, um einen Cappuccino und mein mitgebrachtes leckere Käsebrot zu essen. Langsam schlendere ich Richtung Gate und wollte im Duty-free noch günstige Zigaretten kaufen. Leider kommen beim Flug innerhalb der EU dann zusätzlich Steuern auf die Ware, dann sind die wahrscheinlich nicht mehr günstiger als auf Malle. Ich werde dort nochmal mein Glück versuchen. Als ich im Gate ankomme ist es bereits geöffnet und ich kann direkt durch in den Bus. Wir Passagiere dürfen wieder einmal 100m mit dem Bus zum Flugzeug fahren, unverständlicher Weise.

Im Flieger sind die vorderen 5 Reihen komplett leer. Nachdem wir vom Gate weg sind nutzen einige der anderen Passagiere die Gelegenheit auf die leeren Plätze vorne im Flugzeug. Pünktlich um 9.45 hebt der Airbus A320 vom Rollfeld ab. Schöner ruhiger Flug. Ich denke wir sind auch etwa 20 Minuten früher gelandet als geplant. Als ich zum Gepäck komme, kommt mir mein Seesack bereits entgegen. Wenn’s läuft dann läufts. Wir Inka, Elke und ich sind alles Crewmitglieder der SAMCAT. Und sind zwischen 12 und 14 Uhr auf Malle gelandet. Martin der Skipper hatte mir noch Frachtpapiere und eine Vollmacht gesendet und uns gebeten ob wir nicht ein Segel das im Frachtbereich des Flughafens deponiert war abzuholen und mitbringen können. Ich war nun der Erste der gelandet ist und versuchte heraus zu bekommen wo wir das Segel finden. Wir hatten extra einen Transporter Taxi bestellt. Nach einigem hin und her und auf und ab zwischen der 1 Ebene und der 2 Ebene hatte ich dann die nötigen Informationen, allerdings mit dem Hinweis, dass heute Sonntag ist und evtl. dort niemand arbeitet. Mir verblieb nun noch 1 Stunde zu warten. So konnte ich in Ruhe Kaffee trinken, rauchen und Menschen am Flughafen beobachten. Sehr interessant.

Endlich kam Inka. Wir suchten dann den Transporter, den wir gleich fanden. Er stand in der Halle mit einem Schild „Inka“. Wir fuhren dann zur besagten Halle, es waren auch tatsächlich Angestellte da. Die Dame wies uns trotzdem ab, wir hätten auf den Frachtunterlagen eine Zolldeklaration haben müssen aber der Zoll hat sonntags zu. Also weiter nach Porto Colom Marina.

Elke war mit einem normalen Bus gefahren. Das war günstiger. Dafür war sie 1 1/2 Stunden länger unterwegs. So hatten wir schön Zeit für zwei kleine Bierchen und ein paar Plaudereien, in einem schönen Café direkt an der Promenade. 50 m davon lag die SAMCAT, ein großer Katamaran, eine Lagoon 560 mit 17 m Länge und knapp 10 m Breite. Martin kam dazu und hieß uns mit einem freundlichen Lächeln willkommen. Er war ganz locker, herzlich und sehr gesprächig.

Im normalen Leben war er Coach für Start-up Unternehmen. Im Moment allerdings, seit einem halben Jahr hat er die SAMCAT und kam jetzt aus der Türkei über Griechenland Malta nach Mallorca. Von hier aus beginnt meine Reise auf der SAMCAT. Nachdem ich dieses Jahr nicht zum Segeln gekommen bin, suchte ich für mich eine neue Herausforderung. Ich wollte gerne das Segeln auf einem Katamaran erleben. Und gerne auch im Atlantik. Mit der SAMCAT hatte ich beides gefunden. Und das mit den besten Voraussetzungen. Gegen 16 Uhr kam Elke und so waren wir komplett. Mit dem Beiboot fuhren wir dann mit unserem Gepäck zum Boot. Wo wir auch zügig eine Besichtigung machten und eine kleine Einweisung in die vielen technischen Raffinessen des Bootes erhielten. Kühlschrank, Spülmaschine, Weinschrank, 4 Doppelkabinen mit Duschen, voll elektronische Steuerung von den meisten Funktionen, wie Licht Hebebühne des Beibootes Anker natürlich Steuerfunktionen der Segel und des Kurses. Und, und, und. Danach bezogen wir unsere Kojen. Es sind 4 große Doppelkabinen mit Dusche und Toilette an Bord. 2 Stück Achtern und 2 im Bug. Vorne links die Inka, rechts die Elke, Martin hat seine Skipper-Kabine hinten rechts und ich dann hinten links. Die Kabinen sind großzügig und nett vorgerichtet, frisches Bettzeug und Handtücher liegen bereit. Schnell unsere Sachen verstaut, denn wir wollen bald zum Abendessen. Ich nutze die 10 min noch für ein kurzes Bad. Die Wassertemperatur liegt sicher noch über 22 Deg. C. Schön erfrischend. Um. 19.15 h legen wir mit dem Beiboot ab und können direkt an der Promenade in Florian Restaurant zu Abend essen. Sehr gute Auswahl und einen leckeren Weißwein. So lassen wir den Abend ausklingen am, im Moment für mich, schönsten Platz der Welt. An Bord zurück besprachen wir dann noch, was noch alles erledigt werden muss, bevor wir ablegen. Dazu offerierte Martin uns noch einen tollen kalabrischen Weißwein. Wir gingen dann gegen 12 Uhr schlafen. Ich schlief wie in Abrahams.

Ich wachte zum ersten Mal nach 7 auf schlief aber nochmal ein und stand dann kurz vor acht auf. Martin war auch schon da. Wir machten zusammen Kaffee. Die Einteilung für heute Morgen stand schon fest. Um 9 Uhr sollte jemand kommen der das Segel holt. Martin wollte noch Leinen besorgen, die Mädels hatten schon die Vorräte gecheckt und eine Einkaufsliste erstellt. Vorher wurde die Bordkasse zusammengestellt. 100 Euro ist in Ordnung. Elke nimmt das Geld an sich. Und bezahlt dann auch beim Einkaufen. Wie wir so durch den Supermarkt schlenderten, kam relativ schnell zum Vorschein was die Damen als gesund und weniger gesund einstuften. Ich konnte mich aber mit Speck, Kuchen und Chips, die nicht so gesund waren, durchsetzen. Als wir mit den vollgepackten Einkaufswagen an die Mauer an der unser Boot liegt kommen, winkt uns Martin bereits entgegen. Wir laden die Einkäufe in das Beiboot und ich fahre mit Martin zurück zur SAMCAT wo wir die Sachen nur reinstellen.

An der Bootstankstelle liegt noch unser neues Segel ein Spinnacker mit 280 m2 und 66 kg. Wir fahren zur Tankstelle und laden das Packet ins Boot. Zurück zur SAMCAT und das schwere Teil an Bord hieven.

Die Leinen sollten inzwischen auch fertig sein. Wir fahren wieder zur Promenade holen die Leinen und müssen nun auf die Mädels warten, die nochmals ein paar Dinge besorgen wollten. Diese Gelegenheit lass ich mir nicht entgehen und steuere ein nettes Café ganz in der Nähe an. Cappuccino und ein Croissant. Köstlich. Martin will sich dann mit den Damen treffen und ich wollte noch ein paar Flaschen Weißwein und Zigaretten kaufen. Als ich zurückkomme liegt das Beiboot bereits an der SAMCAT. WhatsApp an Martin „kannst mich bitte abholen?“ er winkt von Bord und kommt mich holen. An Bord angekommen legen wir die mitgebrachten Sachen kurz ab und bringen das Beiboot auf die Hebebühne. Mit der Fernsteuerung kann die Bühne angehoben werden. Mit dicken Zurrgurten wird das Boot festgemacht. Anhand einer Checkliste werden verschiedene Punkte am Boot nochmals geprüft. Unter anderem der Ölstand der beiden Maschinen direkt am Motor geprüft. Das Ablegemanöver besprochen, es sind 2 Leinen, der Hahnepot die uns an einer Boje festhalten. Elke rechts und ich links. Maschinen an ca. 10 Minuten Elke rechts und ich links. Maschinen an ca. 10 Minuten warmlaufen lassen und los geht’s. Wir legen am 22.10.2018 um 13.15 in Porto Colom ab. Nach der Ausfahrt aus dieser tollen Bucht, nehmen wir mit Kurs 225 Grad Süd-Westlicher Richtung Nach einer halben Stunde hissen wir die Segel mit etwa 8 Knoten Wind von achtern fahren wir mit Schmetterlingsbesegelung zwischen 6 und 7 Knoten oG. Während des Manövers zeigt uns Martin noch näher die Bedienung der Windschen, Leinen, Autopilot und der Steuerung. Dann die Einteilung der Fahrt und Nachtwachen. Elke von 9 bis 12 Uhr, Martin von 0 bis 3 Uhr, Inka von 3 bis 6 Uhr und ich von 6 bis 9 Uhr. Und so fahren wir in den Abend. Gegen 20 Uhr einholen der Genua da der Wind unter 5 Knoten fällt und wir die Maschinen als Antriebsunterstützung dazu nehmen. Das hat auch den Vorteil es wird Strom und warmes Wasser produziert. Meine erste Fahrwache in die Nacht verläuft ohne besondere Vorfälle. Auf dem Plotter kann man Boote erkennen, somit sieht man frühzeitig ob ein Boot in der Nähe ist, dass zur Gefahr werden könnte. Um 20 Uhr gibt’s Abendessen Hühnergeschnetzeltes mit Curry, Couscous mit Paprika und Tomaten und einen feinen Salat mit Avocado. Da ich auf Wache bin gibt’s das Bier erst hinterher. Um 9 löst mich die Elke dann ab. Ich geh duschen und genieße anschließend ein San Miguel und eine Zigarette. Um 10 setzte ich mich noch hoch zu Elke und wir haben eine nette Unterhaltung. Um halbzwölf gehe ich müde und zufrieden ins Bett. Ich muss mir noch den Wecker stellen, weil ich um 6 Uhr die nächste Wache übernehmen muss.

Um 5.45 klingelt der Wecker. Ich mache mir noch schnell einen Kaffee und löse die Inka von der Wache ab. Ein Frachter passiert uns auf der Steuerbordseite das ist wahrscheinlich das einzig aufregende das die letzten 3 Stunden passierte. Als Inka zu Bett gegangen ist konnte ich an meinem Reisetagebuch weiterschreiben um wieder auf den neusten Stand zu kommen. Am Dienstag 23.10 Um 8.10 Uhr zeigten sich dann die ersten Rotanteile der Sonne in einen wunderschönen Tag im Mittelmeer. Kurz vor meiner Ablösung kommt dann Martin und bringt mir einen frisch gebrühten Kaffee, die Sonne scheint herrlich. Die Anzeigen in den Windfinder waren bei Wind um 10 Knoten. Leider haben wir momentan nur 6 Knoten. D.h. Wir sind mit Motor immer noch schneller. Ich konnte dann unsere Damen von einem Frühstück mit Speckeiern überzeugen, lecker mit Brot, Käse, Marmelade und Kaffee, wie zuhause. Unsere beiden Damen sind Halbvegetarier. Elke ist Hebamme und hat in ihrem Job gerade eine Sabbatpause. Sie hat Spaß am Segeln gefunden und war 4 Wochen vorher schon mal mit Martin unterwegs. Inka ist Unternehmerin gewesen, hatte ein Autohaus und konnte dieses vor 3 Jahren verkaufen. Sie hat 3 Söhne, die inzwischen erwachsen oder fast erwachsen sind und selbst auf sich aufpassen können.

Sie hat die Option mit Martin von Fuerteventura weiter zu fahren auf Cap Verden und anschließend den Atlantik zu überqueren in die Karibik. Was ist gestern noch alles passiert? Nach dem Frühstück überprüfte ich die vorhandene Angelausrüstung. Leinen, Wobbler und Blei waren vorhanden und mussten nur in der richtigen Anordnung zusammengebaut werden. So konnte ich nach 20 min den Köder bereits ins Wasser lassen. Das Ergebnis ließ allerdings noch auf sich warten. Wir waren mit Wind 4-6 Knoten von Achtern, dem Großsegel und Motor unterwegs. Die Bedingungen waren ideal den neuen Spinnacker zu testen.

Also machten Martin und ich uns an die Arbeit. Das ist schon richtig mit Arbeit verbunden. Leinen legen, Rollen anbringen, dann das Riesenteil im Sack auslegen, so auslegen, das verdrehen vermieden wird. Nun die Leinen anbringen dabei gibt es einiges zu beachten. Wir mussten die Leinen mehrfach lösen und neu anbringen, da durch die Leinen die Segeltuchaugen verdreht waren. Nach etwa 1 Stunde war es dann geschafft der Spie stand wunderschön, ein 280 2m großes Supersegel, in Anthrazit mit einem horizontal eingebrachten Steg, für ca. 17.000€ stand vor unserem Boot. Der gelbe Quersteg sieht aus wie der Fallschirm eines Paragleiter. Mit 5 Knoten Rückenwind schaffen wir durch dieses Segel fast 7 Knoten Fahrt, ohne Motor. Das war um etwa 15 Uhr.

Um nun wieder auf Kurs zu kommen mussten wir das Segel aber noch in die entsprechende Stellung bringen. Es fiel uns dabei einige Male ein. Nach mehreren Versuchen hatten wir auch das geschafft. Zu Sonnenuntergang holten wir den Spie wieder ein. Es ist nachts zu gefährlich so ein Teil zu bergen vor allem kann es dabei leicht beschädigt werden. Dieser Gefahr wollen wir uns nicht aussetzen. Auch dabei mussten wir erst lernen wie es geht. Aber nach etwa einer halben Stunde war das Segel im Bugkasten vorne Backbord die Leinen aufgeschossen und im Bugkasten aufgehängt. Dafür spendierte Martin ein Bierchen. Dann gab es Abendessen die Inkadünstete verschiedenes Gemüse dazu Reis und ein Brei aus Kichererbsen und Gewürzen. Als Vorspeise lag Käse, kleine Stücke Würstchen, getrocknete Tomaten und Oliven auf einem Teller. Dazu noch einen Weißwein. Ich machte die Küche klar Schiff. Da ich um 3 Uhr die Fahrwache übernehmen sollte, ging ich kurz nach 10 Uhr ins Bett. Mittwoch 24.10. um 3 Uhr nachts übernehme ich die Wache von Martin. Er meldet mir keine besonderen Vorkommnisse. Es sind einige Frachter unterwegs die uns aber nach unserem AIS = Automatic Identification System, nicht nah kommen.

Wir laufen mit 6 Knoten auf Motor, die Segel sind eingeholt, da der Wind nun gedreht hat und uns mit einer leichten Brise 2,5 Knoten von vorne entgegen bläst nichts mit Segelunterstützung. Nun ist es 4.49 Uhr wir fahren ca. 6 Knoten auf Motor die See ist sehr ruhig, leichter Wind von vorne. Der Vollmond steht groß direkt vor dem Schiff. Ich werde nachher mal die Angel auslegen, nach dem Motto „Der frühe Fischer fängt den Fisch“. Pünktlich um 6 Uhr kam dann Inka zur Wachablösung. Ich übergebe mit keinen besonderen Vorkommnissen. In aller Ruhe konnte ich mich der Angelausrüstung widmen, ich überprüfte ob die verschiedenen Wobbler und Köder ordentlich zusammengebaut waren und änderte noch einiges ab. Insgesamt war eine brauchbare Ausrüstung vorhanden. So legte ich gegen 6.30 Uhr die Angel aus, machte mir noch einen Kaffee und beobachtete so alles Mögliche. An der Angel bewegte sich nichts und da ich ja bereits um 3 Uhr Wache hatte trieb mich meine Müdigkeit nochmals ins Bett.

           

           

           

           

           

 

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*

*

*